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Show Her Beobachter Freitag, 26. August 1959 I DEUTSCHE WIRKLIC1IKEIT GEWORDENES MXRCIIEN STADTE BAUEN AUF In Rohtenburg leben Mauern,Turme und Hauser nicht um ihrer selbst willen, sondern als unse-r- Zeugen er reichhsltigen, stolzen, wenn such oft betrubli-che- n I Gesdiichte. Man b KLSINOD M1TT6LSLT6RLICH6R Z61T tritt diese Stadt abe nicht als ein Museum sondern um einzutau then in die Unergrund lichkeit des deutschet Mittelalters. Von hier die 600 Franken, die 1176 am Altar derPeters-kirch- e e zu Rom das Banner aufpflanz-te- ziibauen. In dieser Zeit entstehen groBartige weltlichc und kirchliche Bauten und der goti-scStil driickt dem Antlitz der Stadt den bis hcutc erhaltenen Stempel auf. Ein prSchtiges Rathaus wiichst cmpor, der gewaltige Dombau der St Jakobskirche wird begonnen und wehr-haf- te Tiirme und Tore kunden den Stolz der freien Reichsstadt weit in die Lande. Durdi kaiserlidie Privilegien sind die Markte und sie werden in kluger Erkenntnis zu he ver-me- zo-ge- n frin-kisch- n, zum Heiligen Kriege aus. Ilier wohnten als Caste reicher Bfirger die Kaiser Karl V. und Ferdinand I. Hier verlas Florian Geyer vom Chor der Jakobskirche die zwolf hrt Artikel der aufstindi-sche- n Bauernschaft. In seltener VollstSndigkeit legt sich der Wehrgang wie eine tausendgliedri-geRaup- e fast um diegan-z- e Stadt Die Sch&nheit des Ilerterich-Brunnen- s, die ardiitektonisdie des und die Poesie Roder-markt- des tausendfach STILLE BESCIIAULICHKEIT spricht aus der Ecke am RSderbogen mit dem Markustnrm. Hier trifft man viele Bewnnderer im-m- er he ver-lier- en be-re- its mauer-umgQrt- TORE UND TURME sind In erstaunlidier Ffllle in die noch gut Stadtmauer eingebant und verlelhen der 8ilhouette Rothenburgs ihren Sonderreis er-halt- en Kunstler waren begeistert Rothenburg hatte sich auch von diesem Sshlag erholt Ende des 16. Jahrhunderts werden groBartige Werke des deutschen gesdiaffen. Ein heimischer Leonhard Weidmann, sdiuf den Prunkbau des Rathauses, das Gymnasium, die herrliche Fassade des Baumeisterhauses, das Spital und eine Reihe von eindrudcsvollen Turmbauten. Der Krieg versetzte Rothenburg die sdiwersten Schl&ge. Die zur Reformation ubergetretene Reichsstadt wurde 1631 von dem Feldherra Tilly angegriffen. Nach tapferer im Sturm genommen, w&re die Stadt der Vemichtung anheim gefallen, wenn nicht die Tat des Altblirgermeisters Nusch, der durch seinen Meistertrunk den Feldherm versbhnte, die Rettung gebracht hatte. Die Verluste des Wohl-staKriegeft brachen jedoch den so zur daB sie der Stadt Jahre 1802 verlor Rothenburg seine Souveranitat und wurde Bayern einverleibt Als im vorigen Jahrhundert Kiinstler wie Ludwig Richter, Karl Spitzweg u. a. die stille Landstadt Rothenburg mit ihrem mittelalterli-che- n Stadtbild entdeckten, waren sie begeistert. Rothenburg wurde das Reiseziel fiir alle, die sich an der Schflnheit seiner Lage, an seiner Baugestaltung und an den historischen Erinae-rungerfreuten. Der Kulturhistoriker Wilhelm Riel schrieb: Ein Gang durch das Tau- Renais-sancest- dit Bau-kiinstl- en ng ils er, 30-j3hr- ige Ver-teidigu- ng nd Bedeutungslo-sigkeitherabsank.- . Das 14. und 15. Jahrhundert, das Zeitalter StSdtemacht, sieht Rothenburg mitten im groBen politisdien Spiel. Die Stadt hatte das politischen Entwicklung Bahn brechen will, scheitert an der Haltung der Patrizier. Noch einmal schien die Stadt Rothenburg in einem Stadium der deutschen Geschichte eine Rolle spielen zu wollen, als die Flammen des Bauernkrieges in Siiddeutschland hochschla-ge- n. Im Kampf um die Freiheit tritt Rothenburg nach schweren inneren KSmpfen im Jahre 1525 an die Seite der Bauem, und Florian Geyer besdiwdrt in der St Jakobskirche feier-lic-h dieses Bttndnis. Aber der Einsatz Rothenburgs war zu sp&t erfolgt Als die revolutionSre Kraft der Bauem in den Schlachten vor Wiirzburg und im upteren Taubertal erlosch, bekam auch Rothenburg die Rache der flirstlichen Sieger bitter zu spllren. Der Markgraf von Ans-bahielt in den Mauem der Stadt ein stren- ges Strafgericht Nach den Berichten der Chro-.nistfloB das Blut von den Hinrichtungsstfit-te- n am Marktplatz wie ein B&chlein" die Gas-s- e hfnunter. ch ete hatte. VOR DER MARIENAPOTI1EKE dem ehemaligen Jagsteinerhaus mit maleri-ide- r schem Hof und reizendem Erker erhebt sich einer der lieblichen Brunnen aus frtiherer Zeit DAS ALTS JUDENTANZHAUS Im en Am 30. September 1353 trat Kaiser Karl IV. seine ganzen Judengerechtsa-m- e, die Synagoge und die HofstStten, an den Rat zur freien VerfOgung ab und wiederholte diese Abtre-tun- g am 13. Juli 1357. Damit gab der Kaiser der Stadt eine besondere Eh-r- e, waren doth mit ihr Einnahmen verbunden. Die Judengasse in Rothenburg war eine der der kites ten StraBen Stadt Bel der Elnebnung des Judenfriedhofes im Jahre 1588 und spater bliebendie meistenGrab-stein- e mit interessanten Insdhriften erhalten. Sie stammen zum Tell aus den Jahren 1275 bis 1379 V ttvv v vv fv i v y yy V yy y vy y y A Gliick, In der Person des Biirgermeisters Hein-ri- th Toppler (gest 1408) clnen Mann von GroBe auf mwaltungsmflBigem, und wirtschaftlichem Gebiet zu linden. In kurzer Zeit wird das reichsstadtische Gebiet planmSBIg ausgeweitet Der zu eng innere Stadtkem wird durch Mauer-anlagerweitert Gleidizeitig rilekt Rothenschw&biscfaen StSdtebUndnlssen an den in burg die maflgebende Stelle. Persfinliche Verbindun-ge- n zwischen dem Biirgermeister und dem Kaiser vermdgen diese politische Stellung aus- liber-ragen- der ene en gemal-te- n Plonleins (unser Bild) siehen den Betraditer wieder in ihren Bann RU1IE UND ie Stadt Rothenburg ob der Tauber kann auf eine lange und ereignis-reicGeschichte zuriickblicken. Im Dunkel des friihen Mittelalters sldi die ersten Nachrichten iiber die Griindung einer Burg, die auf dem steilen Westrand des Tauberflusses entstanden 1st. Um das Jahr 700 tauchen Meldungen liber diese Veste und ein auf, das eine politisch bedeutsa-nol- le spielte. Die Burg rOckt in der Mitte des 11. Jahrhunderts in den Blickpunkt der deutschen Gesdiichte, als sie in den Besitz des Eobenstaufengeschlecbts gelangt Kaiser Konrad baut die Burg groBzttglg aus und macht sie zum Mittelpunkt der machtpolitischen Plftne, die den Hohenstaufen eine mScbtige Landbasis in Sdddeutschland sdiaffen sollen. An der Nahtstelle zwiscben Franken und Schwaben gelegen, wird die Gothenburg ein bedeutsames Glied in den hohenstauflsdien Zlelen. Kaiserlidie Sfihne halten in der Rothenburg Hof und bald wfichst in unmittelba-r- er Nfihe der stolzen Veste eine eigene bQrgerliche Siedlung heran. 'Ala ein Jahrhundert spSter das Hohenstau-fengescblean seiner Italienpolitik scbeiter-t- e und unterging, war die Stadt Rothenburg cdion zu einer Bedeutung herangewachsen, daB ihr das Ende der von der Burg her reprSsen-tiertkaiserlichen Macht eh?r eine Erleich-teruals ein Nadi tell erschien. Aus dem Strudel des Interregnums hob sich die Stadt Rothenburg in kluger politisdier Fiihrung und steter wirtsdiaftlidier Erstarkung so hervor, daQ ihr Kaiser Rudolf I. von dem Reichstag zu Hagenau im auf Habsburg EIsaB im Jahre 1274 die Reidisfreiheit verlieh. Als dann wenige Jahre spater, anno 1356, die ate Hohenstaufenburg durch ein Erdbeben grofienteils in Trdmmer sank, gingen die letz-te- n kaiserlichen Rechte, die Geriditsbarkeit des Landgerichtes, auf die Stadt liber, die damit die vOllige SouverSnitat im Reidie errungen es wirtschaftlichen Zentren ausgebaut. Die groflc HeerstraBe von Wiirzburg nach Augsburg, durch Kaiser Ludwig den Bayern liber Rothenburg gefiihrt, fdrdert die Aufwartsentwidc-lun- g der Reichsstadt Aber die ewige Tragik des deutschen fallt auch dieser entscheidenden Entwick-lun- g in den Arm. Vom Neid innerpolitischcr Gegner gestiirzt, endet Heinrich Toppler im Gcfangnis. Ein Aufstand der Ziinfte und der Ende des 15. Jahrhunderts, fihnlidi wie in vielen sflddeutschpnStSd ten. einer neuen Wo-se- ns Hand-werk- er, . fy yy yY yyy yy ver-bund- Kari hohen-staufisch- groB-herzig- Einkehrenden Heil den Ausziehenden auch heute nodi fiir alle die vielen Besucher, die jahrlich nach RothenDr. Wirsching burg kommen, gelten. T ix Ue.ioiter IubliEhing Co., Sau California. F: ioderich. pub'.iAiier an.l editor-in-chicf- ; ; au l.uis Obispo, California; phone 3188. Address all communications to the San Luis Obispo office. i.ieiajRgegeben zweiwochentlich von der l u'DlMce co San Luis Obispo, California n.M H und Herauegebcr Werner Iloker. Lokalrelakieur; Hans und Siegfried GQrtler, Feiiilletonfifhrirtleiter; Arthur Zander, Sportschriftleiter; O. Fenlt, en den .y 1. en Der GruB einer Inschriff Im Auf und Ab der Gesdiichte hat Rothenburg das Schidcsal Deutschlands geteilt. Audi heute schidet die Stadt sich an, die Wunden zu heilen, die der Krieg ihr gesdilagen hat. Der Wiederaufbau wird mit Energie betrieben. Die Besucher, die heute durdi Rothenburg gehen, sehen wohl noch Ruinen, daneben aber auch die Zeugen eines entsdiiedenen Willens, die Stadt wieder erstehen zu lassen. Die Geschichte Rothenburgs lehrt, daB aus der Biirgersdiaft immer wieder der Glaube an die unversieg-bare- n Quellen der eigenen Kraft erwudis. Die Pflege soldier Tradition ist fiir Rothenburg nicht nur eine Angelegenheit der Geschichts-forsdiun- g, sondern auch der Weg zu eigener Gesundung." M6ge die Inschrift, die vor Jahrhunderten auf den Bogen des Spitaltores eingemeiBelt wurde: PAX INTRANTIBUS SALUS EXEUNTIBUS zu deutsdi: Fried e Werner editor; Ilans and Siegfried Gflrtler, feature editors; Arthur Zander, sports editor; O. Berndt, church editor; Lillschkis, i.angheinrich, Eckhardt, photographers. liiioiuesi and editorial office: 107 Southwest Temple, Salt i .e my. Ftah. Ihone Printing Plant: 971 Osos Street, 1 an en .....islrjj I V t zufiihrt. Wenn Rothenburgs Mauem und Gassen von der stolzen und ebenso tragischen Geschichte des deutschen Volkes erzBhlen, so geben sie aber auch immer Kunde von bedeutenden MSnnera, deren Namen mit der Stadt siad. Wit tinst die hohenstauflsdien Kaisersfihne, unter ihnen vor allem Herzog Friedrich der Reidie von Rothenburg, Stadt und Burg als Mittelpunkt ihrer politisdien ausgestattet hatten, so wird das Verdienst des Biirgermeisters Toppler fiir die stolze Entwicklung der Stadt genau so unver-gessfortleben wie die Tat des Altbilrger-meiste- rs Nusch. In der jiingsten Vergangenheit aber war es Mac Cloy, der beim Herannahen der amerikanisdien Truppen im April 1945 durdi seinen personlichen Einsatz verhinder-t- e, daB ein artilieristisdies Vemichtungsfeuer fiber die Stadt hereinbrach. All diesen M&n-ne- m dankt Rothenburg seine Entwicklung und seine Erhaltung. Der Geist, der den Herzog, den groBen Biirgermeister, den tapferen Meistertrinker und den Amerikaner durchdrang, gehort zu den Svmbolen Rothenburgs. nil DER beobachter) i. nis Oliis;).). V bertal ist ein Gang durch die deutsche Geschichte". Diesem Satz verdankt Rothenburg neuen Ruhm, der ihr GSste nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen WeltL vor allem aus Ubersee zugefiihrt hat und auch wieder n-V- r:cs. IJlischkis, Langreich, Eckhardt. Bfld-bericht- Zuschriften sind an das San Luis Obispo BBro zu rich ten. |