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Show Der Beobachter Freltag, DANZ1GS KRONE: 29. Sexto JuM, 1965 Stacheldraht zwischen Gorlits und Gorlifc SANKT MARIEN Die schBnate von alien Kirchen der alien llanxe-ita- Propaganda und Rohstoffmangel dt an der Weichsel-mfinduwar wohl Wir kennen nodi Ein Blick hinter den Eisernen Vorhang ng Wie leben die Bewohner der Sowjetzone, jetzt, zehn Jahre nadi dem Krieg? Wie leben beispiehweise die Einwohner von GOrlitz? Et-14 Tage reichen die Familien mit ihren Lebensmittelmarken. 1955 sollten die nadi Ankilndigung der offiziel-le- n Stellen langst verschwunden sein, aber die S2D will heute nidit gem daran erinnert werden, was sie vor Jahren versprochen hat Die Prcise ftir Lebensmittel, die auf Marken abgegeben werden, liegen hauflg bis zu 50 Pro-ze- nt unter den Preisen in der Bundesrepublik. Die sind dagegen mit weni-ge- n Ausnahmen wesentlich teurer als in Bei bescheidenen Ansprilchen kbnnen die Familien aber ihren Lebensunter-ha- lt bestreiten. Wenn beide Ehepartner arbei-te- n, und das ist bei den meisten der Fall, reicht es auch ftir Anschaffungen. Mobel sind zwar in der Qualitat nidit so hervorragend wie in Westdeutschland, dafiir aber audi billiger.Viele berufstatige Familien schicken ihre Kinder tagsiibcr in den stOdtischen Oder vom Betricb eingeriditeten Kindergarten, wo die Kinder den ganzen Tag fiir dreiBig bis fiinfzig Pfennig bekostigt werden. Uberhaupt kommen die meisten Berufstdtigen deshalb mit ihrem Geld aus, weil sie verhaltnismSBig billig und gut in den Betrieben essen kbnnen. Fiir diese Mahlzeiten zahlen die Betriebe erhebliche 8t-Mari- alle den wuchtig heraus-fordernd- wa en Tnrm mit seiner stumpfen, kantl-Ee- n Form, seiner derben Lebens-miitelmark- naiven und Majcstfit FrSmmigkeit a us einer Zeit, in der man ohne Pad nach Danzig fahren konnle. Die deutsdie Stadt wurde 1236 Im gleicfaen Jahrhundert West-deutschla- nd. enlstand nodi die Marienkirche, ein Ausdrucfc des nOrdli-che- n Stilempfindens and defensiver Wehrhaftig-ke- il angepaBten Gotik. Der herrliche Hochaltar mit den weit geSffneten FlBgeln, die die Jung-fra- u Maria xeigten, stammte aus dem 15. Jahrhundert. Cber der Goltesmutter schwebte der Heilige Geist in Gestalt einer Tanbe, sn bei-dSelten waren Gott-vatund Gottsohn Der Christos am Kreuie In der Elftausend Jungfrauenkapelle sear von einer packenden Realistik. In der gaiuen Welt kannte man die Barbarakapelle, die Bchatskammer der Klrche. St. Marten und Umgebung heute en er po-stie- en Zu-schQ- rt. so daB der Betriebsangehorige die Mahlzeit fiir fiinfzig bis siebzig Pfennige kann. Ein Stiick Torte und eine Tasse Bohnenkaffee im kostet auch nicht viel mehr als in der Bundesrepublik. Reichhaltige Mahlzeiten mit Fleisdi gibt es zwischen 3, Mark und 6, Mark, einfadie Gerichte sind billlger. Verh<nism&Big hoch liegen die Prelse bei Schuhen, die zwischen 80, und 120, Mark be-kom- HO-Stadtc- afd Mit Tranen in den Augen nahm man Abschiedvon Bromberg kosten. Dies hat zur Folge, daB trotz des fi : die Ostzonenbewohner ungiinstigen Wechsei-kursimmer noch ein groBer Teil der BevSl-keruin in kauft Ein guter kostet etwa 300, bis 350, Mark, es gibt aber audi mittlere Quality ten von 180, Mark ab. Im allgemeinen ist es erlaubt, daB auch auswfirtige Besucher in begrenztem MaBe einkaufen, soweit sie die gekauften Sadien nidit in Westdeutschland verwenden wollen. Sehr streng wird dagegen auf den Verkauf von Schreibmaschinen, Radioapparaten, optischen Geraten und Pelzmiinteln geachtet Diese Waren werden nur an Bewohner der Ostzone abgegeben und im Personal-auswe- is registries. Wer soldic Waren erwirbt, mufi damit rechnen, daB er spater von der ei kontrolliert wird, o'o er das Gckaufte audi noch hat. Gerade in letztcr Zeit sind empfind-lich- e Strafen ausgesprochen worden, well Ostzonenbewohner optische Cerate an Westbcrli-n- cr Oder Westdeutsche verkauft hatten. Eine Schwierigkeit, die sich auch in Gorlitz bemerkbar macht, ist die auCcrst gespannte Rohstofflage. Schon seit liingerer Zeit ist fiir die Arbeiter des groBen volkseigenenu nicht geniigend Arbeit n, Zunachst hat man nodi niemand aber die Arbeiter bekommen auch nicht den vollen Lohn ausbezahlt, sondern nur ein sogenanntes Wartegeld. Die HO- - und Konsum-betriehaben seit Jahren erstmalig eine gr5s-se- re Zahl ihrer Besdififtigten entlassen miissea Fiir die Betroffenen ist die Lage sehr ernst; ein verheirateter Familienvater mit einem Kind, dessen Frau ein monatliches Gehalt von Mark bezleht, bekommt tfiglich 2, 160, es ng West-Berl- Kamm-gamanz- ug Foto-gerfit- en, Po-liz- bes vor-hand- en. ent-lasse- be Mark Arbeitslosenunterstfitzung. Die Verbindung zum polnlsdi besetzten Teil von Gdrlitz ist noch immer hermetisch Ein dreifacher Stacheldrahtverhau auf dem polnischen Ufer der Neisse mit hohen Holzwachttfirmen trennt ein Satellitenland von der vor 1945 dem andern. Der die Elsenbahnverblndung von Gdrlitz nadi Hlrsdiberg und Breslau hers tell te, wurde in jahrelanger mfihevoller Arbeit gemelnsam von polnischen und deutschen .volkseigenen" wiederherjestellt Kfirzlidi stellte sich jedodi heraus, daB sich ein Brfickenpfeiler wieder gesenkt hat Die Einweihung des muBte auf unbestimmte Zeit werden. Eines noch: In Gdrlitz ist die Hoffnung auf die Wiedervereinigung Deutsdilands lebendi-g- er spfirbar als in mandien Teilen Neisse-Viadu- Friedrich der GroBe und der deutsche Often kt, Bau-betrieb- Neun Jahre nadi dem Ende des letzten Krie-ge- s, te den er urn Schlesien gefiihrt hatte, sich Friedrich der GroBe mit Eifer der Kolonisierung seiner Sstlichen Provinzen. Das Dderbruch, das Warthe- - und das Netzebruch, bisher sumpflge Gebiete, die allJShrlich unter Oberschwemmungen zu leiden hatten und fiir die landwirtsdiaftliche Nutzung fast untauglich waren, madite er zu den fruchtbar-ste- n Gebieten seines Staates. Hier ordnend und kolonisierend eingegriffen, den bisher nur von der Fischerei lebenden Bewohnem neue erschlossen und fiir sie menschenwilrdlge Siedlungen- - geschaffen zu haben, bleibt das groBe Verdienst des groBen PreuBenkdnigs. Wenn uns auch nach dem Weltkriege das Netzebrudi und nach dem letzten Kriege das Warthebruch und der grOBte Teil des Oderbruches genommen wurden, so bleibt die Kolonisation dieser Gebiete eine deutsdie Tat deren GrOBe dunk polnische nicht aus der Welt geschafft werden kann. Aus der Sumpfwirtschaft des Netzegaues heraus hat er auch Bromberg zu einer blilhen-de- n Stadt gemadit, lndem er durdb den Oder und Weidisel miteinander verbunden hat Er wurde in den Jahren 1773 und 1774 auf seinen Befehl durch 600 Arbeiter erbaut Die Kosten, die zum grOBten Telle aus der Schatulle des KOnigs bestritten wurden, beliefen sich auf 700 000 Taler, wozu im Jahre 1787 noch 283 000 Taler fiir Weiterungs- - und Ausbesserungsarbeiten kamen. Die Stadt Bromberg, die im 14. Jahrhundert durch den Deut-sdiOrden gegriindet wurde, war widitiger Stapelplatz fiir die Danziger Kaufleute. Unter der polnischen Herrsdiaft ging es bergab. Als sie 1772 nadi der ersten Teilung Polens zu PreuBen kam, zShlte sie nodi ganze 700 Einwohner. Aus diesem armseligen Neste entwickelte sich, nidit zuletzt durdi die Kolonisation, die aufstrebende Stadt, die zu Beginn des ersten Weltkrieges ilber 100 000 Einwohner hatte. Dem groBeh SdiOpfer und FOrderer ihres Wohlstandes hat Bromberg immer in Dank-barkgs gedadit wofilr das Denkmal des auf dem Friedrichsplatze im Herzen der Stadt beredtes Zeugnis ablegt Am 21. Okto-b- er 1861 wurde durch KOnig Wilhelm L der Grundstein gelegt, und im nfichsten Jahre, am 31. Mai, fand unter Beiseln des Kronprinzen, des spateren Kaisers Friedrich III. und seiner Gemahlin die Enthflllung statt Jahrzehnte-lan- g stand der alien Brombergem lieb und teuer gewordene Alte Fritz" auf seinem Sok- wid-tne- da-iur- ch er-st- en Brom-berg-Ka- nal en Fritz" Abschled zu nehmen. Da flatterten fiber-a- ll noth einmal die Fahnen. Durch das Netzebruch, der Stfitte seiner wurde das Denkmal.nach SdineidemBhl transportiert, um hier wieder aufgestellt zu werden. Gegen den Einspruch des Arbeiter-un- d Soldatenrates wurde das Standbild unter der Begelsterung der gesamten Bfirgerschaft in den Anlagen am Kttddow wieder errlditet Von schOnen Anlagen umgeben, sab der Alte Fritz" nadi dem Osten, wo seine Arbeit in die HSnde der Polen gefallen war und wo und.Abertausende einer ungewlssen entgegenglngen. Nach dem zweiten Weltkriege wurde auch Schneidemfihl polnisch. Zum zweiten Male erffillte sich das schwere Schicksal der Flucht aus der Heimat, diesmal noch grausamer und noch unmens chlicher, denn es war eine Flucht vor den russisdien FOr-sor- ge, des Ostberliner Institutes fiir Denkmalspflege irt zum ersten .Nationalpark" der Sowjetzone werden. In diesem Geblet, in einer von 20 mal 30 Kilometern zwischen Elbe und der tschechischen Grenze, sollen nur wlssensdiaftllche Forsdiungsstationen zugelas-se- n sein, sonstige Neubauten dagegen untersagt werden. er-klf- Aus-dehnu- ng en Nelsse-Viaduk- tes ver-scho- ben West-deutsdilan- ds. Humor nicht auf dem Programm Tau-sen- de Die Zu-ku- nft Heer-schar- In den meisten Stfidten Mitteldeutsdilands gibt es jetzt einen sogenannten Stadtfunk. Sein Sitz ist fast immer das Rathaus. Die Lautspre-disind meistens an hohen Holzmasten am Rand der StraBen angebracht und so verteilt, er en. ut rung durdi leere Versprediungen der Macht-habdes Dritten Reiches in Sicherheit, so lange, daB die Menschen nidit einmal das oft nidit einmal das nackte Leben retten er konnten. Aus-geschal- tet te, m? j Aus da allm Heimat Erstmals im Herbst dieses Jahres soil der Arbeitskreis sudetendeutsdier Historiker in del Ackermann-Gemeinzusammentreten, wurde auf derTagung der Adcermann-Gemein-in Regensburg bekanntgegeben. Aufgabe des Arbeitskreises wird es sein, die wissenschaft-liche- n Grundlagen zur Erarbeitung eines Gesdiichtsbildes zu prfifen. po-litis- che ng de de GroBe Teile der Sfichsisdien Schweiz sollen nadi einem soeben verOffentlichten Entwurf fiberall zu hdren sind. Selbst vor KrankenhSusem hat man sie aufge-baDer Stadtfunk ist den ganzen Tag fiber in Betrieb. Die Bevdlkerung hat ihn deshalb NervensSge" genannt und atmet erldst auf. wenn er einmal eine kurze Pause macht kann er nicht werden. Was bietet nun der Stadtfunk seinen Zwangs-HoreVolkslieder, von der Kinderorganisa-tio- n MJunge Pioniere" gesungen; Kampflieder der FDJ und Marschlieder der Volkspolizei. Am hfiuflgsten aber sendet der Stadtfunk Nachrichten und Berichte. Denn die FunktionSre, die ffir die Programm-Gestaltuverantwortlich sind, wissen genau, daB kaum ein Einwohner in Mitteldeutsdiland freiwillig die seitenlangen politischen Artikel n den sow-je- ts ch lizenzierten Zeitungen liest Oder die politischen Kommentare im Sowjetzonen-Rund-fuh5rt Deshalb will man den Mitteldeut-sdhe- n die kommunistische Propaganda jetzt per Stadtfunk einh3mmem. Da wird lang und breit gegen die Pariser VertrSge Stellung genommen. Da wird die BevOlkerung zum tausend-ste- n Male aufgerufen, wachsam zu sein und Agenten zu melden. Und schlieBlich berichtet daB die Sendungen Das Denkmal des groBen KOnigs muBte seinem Schicksal fiberlassen werden, denn das Unglflck nahte schnell und unerbitt-lic- h. Viel zu lange wfihnte sich die BevOlkeN5-tigs- Nervensage" des Stadifunks nk BROMBERG Partle an der Brahe. Bromberg war von 1772 bis 1919 preuBisch, heute ist es eine Industrie-staPolens mit fiber 134 000 Einwohnern dt irgendein kommunistischer Funktionar, der gerade aus Westdeutschland zuriick-gekeist wie schlecht es dort den Arbeitem und Angestellten gehe. Hin und wieder kommen aber fiber den Stadtfunk audi Nachrichten, die von der BevBlke-run- g als recht nfitzlich empfunden werden. wird bekanntgegeben, daB im in der HauptstraBe Sauerkohl einge-troffist. Dann begeben sich die Hausfrauen im Eilsdiritt zur HauptstraBe. Um jedodi den Warenmangel nicht offiziell zuzugeben, haben den Wunsch der die Sowjetzonen-BehOrde- n BevOlkerung abgelehnt die Stadtfunk mOge doth auch bekanntgeben, weldie Lebensmittel und Gebrauchsgiiter im Augenblidi vergriffen seien. Auf diese Weise konnten sich die Einwohner viele Nachfragen und viele Wege spa-re- n. eit an-gebl- ich K0-ni- hrt eise HO-Gesd- iaft en VERGESSEN Adi, wer crtrugc das lutcndc Leben, WZren zwei TrOster uns nidit gegebem Tranen, das Leid zu ertrSnken, Sdilaf, uns in iQS Vergessen zu tenken. A. MOSER Im fibrigen wird die BevOlkerung fiber den Stadtfunk stets deutlich an ihre .Pfliditen" erinnert. Sie wird aufgefordert, an den Gewerk-sdiaftan den SchOffen- - und an den teilzunehmen. Man legt ihr nahe, die RAufkl5rungsabende" der SEB zu besudien. Welter soil sie allerlei sammeln: Altmateria-lie- n, Abffille, Buntmetalle, Knochen, Lumpen und so weiter. Audi die Mahnung, Strom und Gas zu sparen, gehOrt zum stfindigen Repertoire des Stadtfunks. Humor jedodi steht nicht auf dem Programm. rt Nur hin und wieder wird er unfreiwillig Die Ansager Oder Ansagerinnen sind des Ofteren ihrer hodideutsdien Muttersprache nicht ganz mfiditig, und der Gebrauch von FremdwOrtern ist reine Glfidcssache. So lachte kfirzlich eine ganze Kleinstadt in Mitteldeutsdiland fiber die Ansagerin, die immer wieder verkfindete, es seien devise Textilien einge-troffSie nieinte natttrlich diverse". s-, len keL Den Krttckstock an der Hand und den Dreispitz auf dem Kopf, sdiaute er glilcklidi und zufrieden l&chelnd auf die feilsohenden Bauern und Hausfrauen zu seinen Ffifien. Die Bromberger waren erschilttert darilber, daB er bei der polnischen Besetzung im Jahre 1920, bei der aus dem deutschen Bromberg das polnische Bydgoszcz wurde, seinen Platz rSumen muBte, um dem Sdiidcsal zu entgehen, das die DenkmSler anderer Manner der deutschen und preuBischen Geschichte ereilte. Alles, was in und das war die Bromberg deutsch war der Mehrhelt BevOlkerung, die BberwSltigende sich bei der Abstimmung nur mit 15 Prozent zu fand sidi noch einmal auf Polen bekannte dem Friedrichsplatze ein, um von Ihrem Alten ser-vie- DIE NEUE HAUPTSTRAS8E VON KONIGSBERG Eine der wenlgen Instandgesetsten Strafien In Kfinlgsberg (n Kalinin grad"). WIhrend die Innenstadt des alten deutschen Hindelsxentrums Im Osten nodi ein elnslger Trfimmerhsufen 1st, bauten die Sowjets in den Bandbesirken einige Strarsn auf. - Hier: DerMStalin-Prospekt- ", Bestehen die neue HauptstraBe von Kfinlgsberg. Die Stadt beglng kflrslich ihr es en. S |